Toyota Aygo X im Test: Einer der Letzten seiner Art (2024)

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Toyota Aygo X im Test: Einer der Letzten seiner Art (1)

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Der erste Eindruck: Kunststoffleisten an den Kotflügeln, eine Zweifarblackierung in Kontrastfarben und ein wenig mehr Bodenfreiheit – der Toyota Aygo X soll wohl ein kleines SUV sein.

Das sagt der Hersteller: Die Kundschaft für Kleinwagen besteht nicht nur aus Pflegediensten und Pizzaboten – und sie hat mehr verdient als langweilige Autos. Davon überzeugt ist Toyota-Designer Ken Billes. Er hat das japanische Einstiegsmodell mit ein paar robusten Strichen und Kniffen in die Nähe eines SUV gerückt. »Damit demonstrieren wir, dass auch ein kleines Auto eine große, stolze Persönlichkeit haben kann«, trägt er etwas dick auf. Den neuen Charakter drückt das Auto auch mit dem nachgestellten X aus.

Entstanden ist vielleicht das erste SUV, das keine Grundsatzkritik mehr verdient. Denn dieses Fahrzeug verschwendet keinen Platz und tritt nicht aggressiv auf.

Zwar folgt Toyota mit den SUV-Anleihen dem Trend. Ansonsten passt der Aygo X anscheinend wenig in die Zeit. Schon weil er so kompakt ist – die meisten Hersteller haben sich aus dieser Größenklasse verabschiedet. Die Kosten für Abgasreinigung und nötige Assistenzsysteme gelten vielen als zu hoch. Gute Margen seien kaum möglich, sagt etwa VW-Chef Herbert Diess. VW baut den Up daher nur noch als E-Auto und überlegt angeblich, den Polo zu streichen. Opels Modelle Karl und Adam sind bereits Geschichte, bei Ford ist der Ka verschwunden, bei Peugeot der 107 und bei Citroën der C1. Die beiden Letzteren liefen bislang gemeinsam mit dem Toyota Aygo vom Band.

Überlebt haben bisher Renault Twingo, Fiat Panda und 500, Hyundai i10, Kia Picanto und Mitsubishi Space Star. Die drei letztgenannten Modelle lassen sich vor allem in Indien sowie einigen asiatischen Schwellenländern noch zahlreich verkaufen. Im Gegensatz zu diesen Modellen ist der Toyota Aygo voll und ganz ein Europäer, und das macht ihn teurer: Entwickelt wird er in Brüssel, designt in Nizza, produziert im tschechischen Kolin.

Die Modellreihe einzustellen, sei für Toyota nicht infrage gekommen, sagt Andrea Carlucci, Marketingchef von Toyota in Europa. Das sogenannte A-Segment sei für Toyota immer noch bedeutend. »Hier haben wir viele neue Kunden zur Marke geholt.« Kunden, die später ein anderes, manchmal größeres und teureres Auto kaufen – auch eines von Toyota.

360°-Ansicht

Werfen Sie einen Blick in den Innenraum des Toyota Aygo X mit unserem 360-Grad-Foto

Das ist uns aufgefallen: Einmal vor, einmal zurück – und raus! Es braucht keine Parksensoren, um den 3,70 Meter langen Aygo X aus einer Lücke zu bugsieren. Der Fünftürer ist kleiner als jeder andere Toyota. Er wendet auf einem Kreis von gerade einmal 9,40 Metern. Hilfreich beim Rangieren ist, dass der Fahrer spürbar höher sitzt als in anderen Stadtautos.

Bis auf das übliche Hartplastik – immerhin ist es zweifarbig lackiert – versprüht der Aygo X innen wenig von einem Kleinstwagen. Das Fahrzeug wirkt aufgeräumt, die Anzeigen sind bis auf den Tacho digitalisiert. Knie- und Schulterfreiheit übertreffen vorn die Erwartungen. Nach hinten wird es zwar knapper, doch ist die Rückbank für Kinder keine Zumutung mehr. Erwachsene werden weiter über kleine Fondtüren und geringen Sitzabstand mäkeln. Der Kofferraum wächst um 60 Liter, was beim Einkauf mindestens eine Tüte mehr ausmacht und auf dem Weg in den Urlaub eine weitere Tasche.

Weil der Aygo X zudem einen längeren Radstand und eine breitere Spur erhielt, steht er solide auf der Straße und fährt entspannter. Wer den Dreizylindermotor nicht über Gebühr fordert, hat nach ein paar Metern vergessen, dass er im kleinsten Auto der Japaner sitzt.

Das muss man wissen: Die beiden ersten Aygo-Generationen fertigten die Japaner noch auf einer gemeinsamen Plattform mit Peugeot 107 und Citroën C1. Jetzt bedienen sie sich beim etwa größeren Toyota Yaris. Dessen Bodengruppe wird gekürzt, der Radstand schrumpft um 30, die Länge um 24 Zentimeter. Es bleiben das für einen Kleinwagen solide Fahrwerk und viele Extras, die in dieser Klasse nicht üblich sind. LED-Scheinwerfer zum Beispiel, eine Sitzheizung oder eine cloudbasierte Navigation. Mit einem Grundpreis von 15.390 Euro wird der Aygo X allerdings rund 2000 Euro teurer als der Vorgänger. Hier zeigt sich dann doch das Grundproblem des Segments: Auch ein kleines Auto ist oft kein billiges Auto mehr. Allein deshalb wird der Aygo manche Fans wohl verlieren.

Der 72-PS-Motor (ein Liter Hubraum, 92 Nm Drehmoment) tut sich mit den 1015 Kilo des Aygo etwas schwer. Von 0 auf 100 km/h in 15,6 Sekunden und bei Vollgas 158 km/h – selbst im Stadtverkehr ist der Aygo X damit nicht spritzig unterwegs. Während die Kundschaft beim Getriebe wählen kann zwischen Handschalter und stufenloser Automatik, gibt es zum Motor keine Alternative. Kleine Diesel hat Toyota gar nicht mehr im Angebot, ein Hybrid ist in dieser Klasse zu teuer.

Das werden wir nicht vergessen: Die App, die einen Fernzugriff auf das Auto ermöglicht. Mit ihr lässt sich vom Küchentisch aus den Tankfüllstand kontrollieren und ermitteln, wo der Wagen steht. Das mag manchem unwichtig erscheinen – es zeigt aber, wie ein Auto aus dem gebeutelten Kleinwagensegment seinen Weg in die Zukunft sucht.

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